Neuigkeiten aus Lesotho und dem Yes we care! e.V.-Patenschaftsprogramm, September 2020

 

Wie überall auf der Welt, nehmen natürlich auch in Lesotho die Zahlen von Coronavirus-Infektionen zu. Diese Zahlen geben nur eine Idee über den ansteigenden Trend, da es in Lesotho große Probleme im Gesundheitswesen gibt, die sich jetzt ganz besonders in Corona-Zeiten deutlich zeigen. Nur wenige ausgesuchte Personen werden überhaupt auf eine Corona-Infektion getestet. Nachdem erst im Mai 2020 überhaupt der erste Corona-Fall in Lesotho bestätigt wurde, sind inzwischen 1085 Fälle bekannt. Von ihnen sind 528 genesen und 31 verstorben. Die Dunkelziffer bewegt sich sicher in einem wesentlich höheren Bereich! Momentan gibt es in ganz Lesotho nur 2 Intensivbetten zur Aufnahme und Behandlung von PatientInnen mit einem schweren Verlauf der Erkrankung! Das Personal, das im Gesundheitssektor arbeitet, wartet seit Monaten auf Schutzkleidung und streikte schließlich, um Druck auf die Regierung auszuüben und um eine Übertragung zwischen zu behandelnden PatientInnen zu vermeiden. Die für diesen Zweck dringend benötigten und bewilligten Gelder werden veruntreut. Die Bevölkerung Lesothos ist sich in dieser Krise größtenteils selbst überlassen.

 

Dazu kommen die wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns und der anhaltenden Grenzschließung zum Nachbarland Südafrika. Die sonst schon immens hohe Arbeitslosigkeit nimmt immer mehr zu, und ein stark anwachsender Teil der Bevölkerung Lesothos hungert. Noch halten sich viele Menschen mit den im Herbst 2020 (in Deutschland Frühling 2020) in den eigenen Gärten geernteten Nahrungsmitteln über Wasser. Doch langsam reicht es nicht mehr, immer mehr Menschen geraten in eine schwere Krise mit der Gefahr zu verhungern.

 

 

 

Diese Not betrifft ganz besonders unsere Patenkinder, die ja alle aus sozial besonders schwierigen Verhältnissen kommen. Da alle Schulen in Lesotho weiterhin geschlossen bleiben, besteht keine Möglichkeit, die Schulkinder an der Schule zu ernähren.

 

 

Unsere Betreuerinnen, Makabelo und Mpho, mit der Unterstützung durch den Jungeninternatsleiter Thabiso Paku, fahren deshalb zurzeit zum zweiten Mal durch die Maluti Mountains in die kleinen Gebirgsdörfer und transportieren lebenswichtige Nahrungsmittel zu jedem einzelnen Patenkind.

 

 

Jedes Patenkind erhält einen großen Sack Maismehl sowie Eier, Öl, Salz, getrocknete Bohnen, Erbsen und Suppe, dazu Streichhölzer zum Anzünden eines Feuers.

 

 

 

Wenn möglich, werden die Nahrungsmittel an kleine Gruppen von Patenkindern verteilt, die jeweils mit einer Schubkarre kommen, in der die Güter dann abtransportiert werden.

 

 

Aber viele der SchülerInnen leben so weit entfernt voneinander, dass die Verteilung sich über viele Tage und bis in die Nacht hinein hinzieht.

 

 

Nicht nur unsere Patenkinder überleben dank dieser Hungerhilfe, oft auch ihre zahlreichen Angehörigen.

 

 

Während der Sommermonate in Deutschland ist in Lesotho Winter. Dieser Winter 2020 ist sehr kalt und hart verlaufen. Die Basotho heizen mit und kochen auf Holzfeuern. Eines unserer Patenkinder musste vor ein paar Tagen am Auge operiert werden, weil beim Holzhacken ein großer Holzsplitter in sein Auge geraten war.

 

Am 1. September 20 wurden wir darüber informiert, dass die Schulen ab 6. Oktober 2020 wieder geöffnet werden dürfen. Dies trifft auch für Pitseng High School zu, allerdings nur für die zehnten und zwölften Klassen. Sie werden durchgehend – ohne die üblichen Sommerferien, die in unsere Weihnachtsferien fallen – bis März 2021 unterrichtet werden und dann ihre wichtigen Examen, das Junior Certificate Examen und das Abitur, schreiben. Für Patenkinder in diesen Jahrgängen besteht also doch noch Hoffnung, dieses Schuljahr zumindest bis März 2021 erfolgreich abschließen zu können.

 

Für alle SchülerInnen der achten, neunten und elften Klasse wird der Unterricht voraussichtlich erst im März 2021 wieder beginnen. Bis dahin werden sie durch Nahrungsmittelhilfe von uns unterstützt werden. Für sie steht inzwischen fest, dass dieses Schuljahr 2020 ein verlorenes Schuljahr sein wird. 2020 fand bisher nur 6 Wochen lang Unterricht statt, nachdem ja bereits 2019 monatelang der Schulunterricht wegen des Nationalen LehrerInnenstreiks ausgefallen war. Und Digitales Lernen ist leider in Lesotho keine Option.

 

Yes we care! e.V. hat die Pitseng High School sowie die Pontmain Primary School finanziell dabei unterstützt, für eine Öffnung des Schulbetriebs bereit zu werden. Tausende von Gesichtsmasken wurden angeschafft und Hunderte davon bereits an alle Patenkinder verteilt – während der Nahrungsmittelverteilung.

 

 

Auch Desinfektionsmittel für Hände und Oberflächen sowie Spender für beide Schulen und die dazugehörigen Internate wurden finanziert und angeschafft.

 

 

 

Jedes Schulkind wird sein eigenes Desinfektionsmittel-Fläschchen erhalten, wenn der Schulbetrieb wieder beginnen wird.

 

 

Das Projekt zur Verbesserung der Lernsituation im Mädcheninternat macht inzwischen große Fortschritte. Ein großer Raum, der baufällig war, konnte gesichert werden und wurde in drei kleinere Räume geteilt.

 

 

Die Schulmöbel werden hergestellt und sind bereits fast fertig.

 

 

Es verbleiben immer noch Finanzen für weitere Verbesserungen, z.B. die Anschaffung von PCs. Sister Germina, die zum Orden der Sisters of Charity of Ottawa gehört, der der Träger der Schule ist, steht mit großem Elan hinter dem Projekt. Leider sterben immer mehr ihrer Mitschwestern, mit denen sie im Konvent in Pitseng lebt. Bereits sieben – vornämlich ältere - Sisters sind in den letzten drei Wochen gestorben (es wurde nachgewiesen, dass dabei Corona eine Rolle gespielt hat). Das ist ein herber Schlag für sie und wir denken und beten für die Sisters.

 

Wir müssen nun abwarten, wie sich die Situation in Lesotho weiter entwickeln wird.  Momentan geht es unseren Patenkindern allen gut und sie können es nicht abwarten, endlich wieder an die Schule zu kommen! Für 64 Patenkinder, die in die neunte und elfte Schulklasse gehen, wird es keine andere Möglichkeit geben:Sie werden ein extra Schuljahr benötigen. Für 53 Patenkinder, die in die zehnte und zwölfte Schulklasse gehen, besteht die Möglichkeit, dieses Schuljahr doch noch erfolgreich abzuschließen.

 

Wir danken allen, PatInnen und SpenderInnen, die uns in dieser - insbesondere in einem Land wie Lesotho – extrem schwierigen Zeit beistehen und dabei unterstützen, bedürftige Kinder am Leben zu erhalten und ihnen so schnell wie möglich wieder zu einer Schulbildung zu verhelfen!

 

Kea leboha!

 

 

 

Mr. Thabiso Paku (rechts) hilft bei der Verteilung der Nahrungsmittelhilfe. Tlotliso Maboee (links) ist ein ehemaliges Patenkind, der jetzt studiert. Seine Zwillingsschwester (nicht im Bild) konnte dank des Patenschaftsprogramms von Yes we care! e.V. ebenfalls ihr Abitur schreiben und studiert jetzt.
Seine jüngere Schwester (Mitte) befindet sich momentan im Programm.
Die ganze Familie ist sehr dankbar für die Hilfe aus Deutschland!!