Nur zehn Tage zuvor sind Peter und ich aus Deutschland nach Südafrika zurück gekehrt. Seit neun Tagen haben wir bereits kein Trinkwasser mehr aus dem Wasserhahn, sondern müssen weit fahren, um es in 5-Liter-Flaschen zu kaufen. Das südliche Afrika erlebt die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten und es ist deutlich zu spüren und sehr beängstigend!

 



Dieses Mal ist die Fahrt nach Lesotho deshalb deprimierend: Wo wir uns sonst am Grün um uns herum nicht sattsehen können, sehen wir nur noch trockenen Staub, ausgetrocknete Flussbetten und durstige Tiere auf der Suche nach einem Tropfen Wasser.  Auch in Lesotho gibt es kaum noch Wasser: Es ist Frühling und die Felder sind alle frisch gepflügt. Aber nirgends ist etwas gepflanzt, alle warten auf Regen, der eigentlich um diese Jahreszeit reichlich fällt. Was werden die Menschen essen, wenn er ausbleibt und nichts wachsen kann?? Ich kämpfe während der gesamten Fahrt mit einer Traurigkeit, die mich immer mehr herunterziehen will.

 



Wir sehen Basotho-Frauen, die in der Erde nach Wasser graben, um Wasser zum Wäschewaschen und Reinigen ihrer Hütten zu finden…

 



Wir haben unser Auto wie immer voll beladen mit Mitbringslen für die Patenkinder in unserem Yes we care! e.V.-Patenschaftsprogramm. Eine Schule in Deutschland hat extra einen Betrag gespendet, damit wir Süßigkeiten für Weihnachten mitbringen können!! Zum Glück kommen wir dieses Mal ohne Probleme über die Grenze nach Lesotho!

 



Sofort nach unserer Ankunft treffen wir fast alle 111 Patenkinder:

 



2015 unterstützen PatInnen 78 Patenkinder, 20 davon schreiben gerade ihr Abitur, 32 sind auf unserer Warteliste und 1 Patenkind vom Vorjahr hat sich dazugesellt. Die „alten Hasen“ tragen stolz ihre Yes we care! e.V.-T-Shirts, die Kinder auf der Warteliste werden darauf bis nächstes Jahr warten müssen.

 



Nach einer Ansprache verteilen wir alle Mitbringsel. Etwas Besonderes sind die vielen, bunten Armbänder, die eine junge mongoloide Frau aus Österreich, als sie von den Kindern in Pitseng erfahren hat, extra mit großer Liebe und viel Arbeit für sie angefertigt hat, und die große Freude auslösen!! Selbst alle Jungs suchen sich ein Armband aus!!

 



Dann werden wieder endlos Fotos gemacht, Einzelbilder für die PatInnen, Gruppenfotos für verschiedene Zwecke, und viele, viele Spontanfotos von den Kindern, die nicht genug Fotos von sich haben können! Anschließend müssen sie zurück in die Klassenzimmer, viele schreiben an diesem Tag ein wichtiges Examen: entweder Abitur-Prüfungen in der zwölften Klasse oder Realschulabschluss-Prüfungen in der zehnten Klasse.

 



Die 19 Yes we care! e.V.-AbiturientInnen des Schuljahres 2015



Eine junge Frau in unserem Programm schreibt tapfer bis zum Schluss ihr Abitur, obwohl sie hochschwanger ist und ihre Wehen einsetzen, sodass sie noch am gleichen Abend einen gesunden Jungen auf die Welt bringt!

 



Anfang Januar 2016 steht ein Wechsel im Management des Patenschafts-Programms an: Ms. Mojabeng Tau möchte diese wichtige und arbeitsreiche Aufgabe abgeben, nachdem sie sie zweieinhalb Jahre treu erfüllt hatte. Ihre Gesundheit ist besonders in 2015 mehr und mehr angeschlagen gewesen und hat sie darin behindert. Die stellvertrende Schulleiterin und Leiterin des Anti-Aids-Clubs and der Pitseng High School, Mrs. Makabelo Tenane, wird ab Januar 2016 die neue Betreuerin des Patenschaftsprogramms. Sie wird sich die Arbeit mit einer befreundeten Lehrerin, Mrs. Mhpo Makhalanyane, teilen. Während unseres Treffens mit allen Beteiligten wird die reibungslose Übergabe des Büros sowie der Aufgaben besprochen und eine entsprechende Vereinbarung mit Mrs. Makabelo unterschrieben.

 



Ms. Mojabeng Tau, Mrs. Mpho Makhalanyane, Mrs. Makabelo Tenane, Irina André-Lang



Es gibt viele Dinge zu besprechen. Leider gibt es ein paar wenige Pateninder, die die große Chance, die ihnen durch die Patenschaft geboten wird, nicht zu schätzen wissen und sich entweder nicht genügend schulisch einsetzen und/oder den Schulalltag deutlich stören. Auch wiederholte Beratungsgespräche konnten keine Besserung erwirken, sodass es sein kann, dass Yes we care! e.V. am Ende dieses Schuljahres zum ersten Mal gezwungen sein wird, SchülerInnen aus dem Programm auszuschließen.

Alle 18 Patenkinder, die 2015 in ihren Berichten über Sehschwierigkeiten geklagt hatten, sind am 12. und 14. Oktober 2015 in der Hauptstadt Maseru kostenlos von der Optikerkette „Spec Savers“ untersucht und fünf von ihnen mit Brillen versorgt worden. Die anderen 13 betroffenen Patenkinder benötigen keine Brillen, sondern Augentropfen und/oder Sonnenbrillen für ihre durch Sonneneinstrahlung und Staub gereizten Bindehäute. Diese hatten wir aus Südafrika mitgebracht. Leider haben zwei Patenkinder ihre neuen Brillen bereits nach kurzer Zeit verloren.

 



Die Patenkinder mit ihren Brillen!



Soweit es möglich ist, versuchen wir das Leben der Patenkinder nach ihrem Abitur weiterzuverfolgen. Wir erhalten entsprechende Informationen von Ms. Mojabeng Tau und Mrs. Makabelo. Ein junger Mann benötigt erneut finanzielle Unterstützung für die Wiederholung zweier Fächer, in denen er im Abitur 2014 nicht gut genug abgeschnitten hatte, um sich an der Universität in Maseru einschreiben zu können.

 



Manche PatInnen haben sich gefragt, ob die Unterstützung ihres Patenkindes wirklich so dringend nötig sei, nachdem sie Nachrichten auf Facebook von ihrem Patenkind erhalten haben. „Wieso muss ein Kind unterstützt werden, das offensichtlich Geld für ein Handy und Internetgebühren zur Verfügung hat?“, war die berechtigte Frage. Wir wurden auf unsere entsprechende Anfrage darüber informiert, dass die Regierung Lesothos für das gesamte Jahr 2015 die Internetgebühren für einige Schulen, unter anderem für die Pitseng High School, übernommen hat und dadurch alle unsere Patenkinder im Rahmen ihres Computerunterrichts Zugang zum Internet und Facebook hatten. Manche SchülerInnen arbeiten auch in ihren Schulferien, um sich z.B. einmal eine hübsche Frisur leisten zu können.

Nachmittags treffen wir uns mit der Schulleitung der Pitseng High School: mit der Schulleiterin Sister Alice und Sister Helen, die ihr bei ihrer Arbeit hilft, nachdem sie im Dezember 2013 einen fast tödlichen Autounfall hatte, sowie Mrs. Makabelo Tenane und Mrs. Mpho Makhalanyane.



Irina André-Lang, Sr. Helen, Sr. Alice Mputsoe, Mrs. Mpho Makhalanyane, Mrs. Makabelo Tenane



Auch in diesem Treffen gibt es viele wichtige Aspekte unseres Patenschaftsprogramms zu besprechen:
- Die Unterbringung von SchülerInnen, die eine Klasse wiederholen müssen, wird ausführlich diskutiert. Der Konvent, der das Mädcheninternat betreibt, lehnt eine Unterbringung im Internat nach dem Durchfallen einer Schülerin grundsätzlich ab.
Am Ende einigten wir uns jedoch darauf, dass SchülerInnen in Zukunft auch bei Wiederholung einer Klasse weiterhin im Internat wohnen dürfen. Es werden allerdings sehr strenge Kriterien angewandt in der Entscheidung, welche SchülerInnen eine Klasse wiederholen dürfen.
- Yes we care! e.V. ist sehr dankbar für die Durchführung von Extra-Unterricht für VIER Wochen während der großen Winterferien für alle SchülerInnen der zehnten und zwölften Klassen, die am Jahresende ihr Examen schreiben. Fast alle Patenkinder dieser Jahrgangsstufen haben daran teilgenommen und Yes we care! e.V. erwartet einen wesentlich besseren akademischen Erfolg im Vergleich zum Vorjahr.  
- Yes we care! e.V. bringt bisher jedes Jahr mit dem Hilfstransport Berge von Einmal-Binden für die vielen bedürftigen Mädchen an der Schule mit. Jetzt gibt es die Möglichkeit, in Südafrika hergestellte wiederverwendbare Binden zu kaufen, die unter den Bedingungen im Internat an der Pitseng High School fünf Jahre lang halten sollten. Yes we care! e.V. schlägt vor, einen „Mädchen-Tag“ an der Schule zu veranstalten, an dem mit den Mädchen über das Frau-Sein gesprochen werden kann und sie über die richtige Verwendung dieser Binden unterrichtet werden können. Sr. Alice wird Yes we care! e.V. über die Entscheidung der Schule hierzu informieren.
- Sr. Alice berichtet, dass die Abiturergebnisse Ende 2014 wesentlich besser als je zuvor ausgefallen waren, was sie auf das Schulbuch-Verleihsystem zurückführt. Yes we care! e.V. hatte 20.000,00 Euro für die Anschaffung von Schulbüchern gezahlt, die an bedürftige SchülerInnen ausgeliehen werden und es ihnen ermöglicht, sich gut auf ihre Prüfungen vorzubereiten. Wir freuen uns natürlich sehr über diesen Erfolg!!!
- Drei Videos werden uns überreicht, die mit Hilfe einer vom Dürer Gymnasium in Nürnberg gespendeten Video-Kamera an der Pitseng High School aufgenommen wurden. Das Gymnasium hat eine Schulpartnerschaft mit der Pitseng High School und unterstützt unter anderem auch einen Jungen im Patenschafts-Programm. Diese Videos werden von uns nach Nürnberg geschickt werden.

Wie immer machen wir einen Rundgang über das Schulgelände und können dabei die Entwicklung unserer früheren Yes we care! e.V.-Projekte verfolgen.

Den Farmtieren geht es ausgezeichnet:



Bontle mit Mama und Bohlale mit Mama beim Trinken



- Inzwischen haben zwei Kühe erneut Kälbchen geboren. Wir dürfen ihnen Namen geben. Eines nennen wir Bontle (was „die Schöne“ bedeutet) und das andere Bohlale („die Kluge“), weil sie sich sehr clever dabei anstellt, über eine Steinmauer zu ihrer Mutter zu gelangen und zu trinken! Es gibt jetzt 11 Kühe und ihre Jungtiere in unterschiedlichen Altersstufen.



Die Kühe müssen immer noch mit Heu gefüttert werden!             Bontle, „die Schöne“



- Die Schweine vermehren sich immer weiter. Am Tag unseres Besuchs werden gleich sieben von ihnen geschlachtet, für das große Abschiedsfest für die AbiturientInnen am folgenden Wochenende.


- Die 600 Hühner legen fleißig Eier und es ist geplant, sie im Juni 2016 durch neue Hühner zu ersetzen.

Der durch Yes we care! e.V. finanzierte Wassertank, der im Vorjahr unsachgemäß installiert worden und abgestürzt war, ist durch einen neuen ersetzt worden, der jetzt sachgemäß verwendet wird und Wasser für die Farmtiere zur Verfügung stellt. Der alte Tank wird ebenfalls weiterverwendet:



Das Biogas-Toiletten-System funktioniert endlich: Das durch menschliche Extremente in den Mädchen-Toiletten entstehende Biogas ist jetzt an einen Gas-Herd angeschlossen und ist so einfach zu bedienen, dass die Mädchen im Internat es selber verwenden zur Erwärmung ihres Waschwassers! Sie können sich jetzt mit warmem Wasser waschen, das ist ein wunderbarer Erfolg!!!



Endlich gibt es auch Wäscheleinen, auf die die von den Mädchen von Hand gewaschenen Wäschestücke aufgehängt werden können, statt sie wie bisher in den Dreck legen zu müssen!



Am Ende unseres Besuchs findet ein sehr wichtiges Treffen statt mit Vertretern der Baufirma Tsiamo Contsructions, Mr. Thabo Sebele und Alex, die extra aus Maseru angereist sind. Wir besichtigen den Baugrund, auf dem wir in kurzer Zeit mit dem Bau des Bischof Manfred Müller-Internats für Jungen beginnen werden. Die Pläne werden genau durchgesprochen. Dabei ist auch die Schulleitung aktiv vertreten. Jetzt warten wir auf den Kostenvoranschlag der Baufirma … Dies wird das bisher größte Projekt von Yes we care! e.V. an der Pitseng High School und wird allen Jungen in unserem Patenschaftsprogramm, die Unterbringung an der Schule benötigen, zugutekommen. Momentan leben sie in Hütten, die kaum menschenwürdig und vor allem kein Ort zum Lernen sind! Es soll eine deutliche Verbesserung der Lebensbedingungen für die Jungen bringen. Die Mädchen sind ja seit Januar 2015 im neuen Mädcheninternat deutlich besser als früher untergebracht. Wir bedanken uns bei allen, die finanziell zur Verwirklichung dieses Projektes beigetragen haben und noch beitragen werden. Insbesondere die SchülerInnen und LehrerInnen der Bischof Manfred Müller Schule in Regensburg haben mit ihrem Spendenlauf im März 2015 eine Spende von 29.171,00 Euro für das geplante Jungen-Internat erlaufen, wofür wir ihnen von Herzen dankbar sind!!!



Das Baugrundstück für das Jungen-Internat        Alex, Peter Lang und Mr. Thabo Sebele



Auf dem Weg zurück durch Lesotho nach Südafrika entwickelt sich ein großer Sturm, der wegen der Trockenheit riesige Staubwolken aufwirbelt, die unsere Sicht sehr behindern. Die fruchtbare Oberflächen-Erdschicht wird davon geblasen … aber es fällt kaum ein Tropfen Regen.



Wir bedanken uns bei allen PatInnen für ihre Hilfe für bedürftige Kinder in Pitseng, Lesotho!

Noch viele Kinder warten auf eine solche Unterstützung!

Einen guten Ausklang des Jahres 2015 und die besten Wünsche für das neue Jahr 2016!!