Unsere Reise startete am 30. Oktober 2014. Wir, das sind Romina und Sabrina aus Lindau am schönen Bodensee. Sabrina wurde bei ihrem ersten Besuch in Südafrika gleich von einer fünftägigen „Kofferlosigkeit“ begrüßt. Die ersten Tage verbrachten wir bei Irina und Peter in Port Shepstone, die wir für viele Tagesausflüge nutzten.
Nachdem wir einige Vorbereitungen getroffen hatten, brachen wir schließlich zu unserem viertägigen Lesothotrip auf. Mit unserem vollgepackten Auto fuhren wir zunächst nach Clarens, wo wir eine Nacht verbrachten. Am nächsten Morgen begann der große Tag bereits um fünf Uhr in der Früh. Die ersten 45 Minuten verbrachten wir wieder im Auto, bis wir endlich den Grenzübergang von Südafrika nach Lesotho erreichten. Laut Erzählungen von Irina und Peter stellten wir uns auf eine schwierige Grenzüberquerung ein, jedoch wurden unsere Erwartungen nicht bestätigt. Die zweimalige Ausweiskontrolle war alles, was wir zu bewältigen hatten.
Unser erster Eindruck von Lesotho bestand vor allem aus der Schönheit des Landes. Doch schon nach kurzer Zeit wurde unser Blick mehr auf das tägliche Leben der Menschen gelenkt. Damit meinen wir zum Beispiel: die Häuser, die aus Wellblech bestehen oder nur Lehm- und Grasbauten sind. Außerdem fuhren wir bereits auf der bestgebauten Straße Lesothos (Autobahn), die jedoch nicht einmal mit einer schlechten Landstraße aus Deutschland vergleichbar ist. Sofern man in Lesotho ein Auto besitzt, muss man jederzeit mit „Hoolahoopreifen-großen“ Potholes (Schlaglöchern) rechnen sowie mit durch Erosion verschwundenen Brücken, und Menschen laufen überall auf der „Autobahn“ herum. Hauptfortbewegungsmittel sind entweder Gemeinschaftstaxis (Kleinbusse), Esel und zum Großteil die eigenen Füße.
Um ca. halb 9 Uhr morgens erreichten wir unsere Unterkunft „Aloes-Guest-House“ in Pitseng, wo wir lediglich unsere persönlichen Sachen abstellten, um sofort weiter zur Pitseng High School zu fahren. Dort wurden wir schon freudestrahlend von Ms Tao, Mrs Makabelo, Mrs Mpho in ihren „Yes we care! e.V.“ T-Shirts und natürlich der Schulleiterin Sister Alice erwartet. Nach einer herzlichen Begrüßung verluden wir erstmal unsere mitgebrachten Pakete in einen Hinterraum der Bibliothek. Sobald wir damit fertig waren, wurden die wichtigsten Fragen in einem Meeting mit Sister Alice, Mrs Makabelo (stellvertretende Schulleiterin), Peter und Irina besprochen. Dabei kamen generelle Themen, wie die geplante neue Jungenunterkunft, Finanzen, Internetzugang, Wassertank und Farmtiere zur Sprache. Zusätzlich wurden spezielle Fälle wie: „Was passiert mit SchülerInnen aus dem Projekt, die schwanger sind oder durch das Abitur fallen?“ diskutiert.
Um 12 Uhr endete das Meeting und ging in eine Schulführung über. Insgesamt schien alles in einem ordentlichen Zustand zu sein. Die Besichtigung begann mit der derzeitigen Unterkunft für die Jungen der Schule, die sich als ein ziemliches Schockerlebnis für uns herausstellte. Im ersten Moment war es für uns fast unmöglich, die Jungenunterkunft von den umliegenden Schweine- und Kuhställen zu unterscheiden.
Auch beim zweiten Hinschauen ließ sich nichts Positives feststellen. Die Unterkunft besteht aus einer kleinen, einfachen Hütte mit zerbrochenen Fensterscheiben, ohne Elektrizität, ohne Wasser und zum Teil kaputten Stockbetten. Es gab keinerlei Schränke, Tische oder Stühle.
Die weitere Besichtigung führte uns zu der neuen, noch in Bau befindlichen Mädchenunterkunft, die sich als sehr viel schöner erwies. Wir bekamen ebenfalls einen kleinen Einblick in ein normales Klassenzimmer. Normal bedeutet hier: nicht vergleichbar mit einem deutschen Klassenzimmer, da wesentlich mehr SchülerInnen in einer Klasse sind. So viele, dass sich einige sogar Stühle teilen und zu dritt an einem Tisch sitzen mussten. Der Raum wirkte recht kahl und vor allem schlecht geschützt vor Wind und Kälte. Als wir den Raum betraten und die SchülerInnen uns und unsere Kameras bemerkten, brach ein aufgeregtes Tuscheln in der Menge aus. Sofort posierten sie freudestrahlend für unsere Kameras.
Doch da es bereits 13 Uhr war und somit Zeit zum Mittagessen, beobachteten wir den normalen Ablauf der Essensausgabe: Die Jungen und Mädchen stellen sich getrennt voneinander in einer Reihe auf und jeder bekommt ein bisschen Maisbrei mit Milch und Kohlsuppe.
Um 14 Uhr versammelten sich alle Patenkinder von „Yes we care! e.V.“ auf dem Schulhof, um ein Gemeinschaftsfoto zu schießen. Anschließend richtete Irina noch einige Worte an die Kinder und dann ging es schon zum schönsten Erlebnis für uns beide über: Jedes einzelne Kind wurde von uns fotografiert und bekam zusätzlich dazu noch ein Süßigkeitenpäckchen überreicht. Durch die Schüchternheit einiger Kinder gestaltete sich das Fotografieren zum Teil als Herausforderung, da wir versuchten, jedem und jeder ein offenes Lächeln zu entlocken. Überraschenderweise kamen bald immer mehr Gruppen von SchülerInnen auf uns zu, die weitere Fotos von sich wollten. Mit der Zeit entwickelte es sich zu einer lebendigen „Fotosession“, bei der auch wir hin und wieder im Bild erschienen.
Romi Riedel Sabrina Hengge
Wie man auf den Bildern sehen kann, war es für uns alle ein sehr spaßiges und fröhliches Erlebnis. Die Zahl der Bilder spricht für sich: 440 Fotos innerhalb von zwei Stunden! Im fröhlichen Gewimmel wurden nicht nur Fotos geschossen, sondern auch E-Mail-Adressen und Facebook-Accounts ausgetauscht. Außerdem unterhielten wir uns angeregt mit vielen SchülerInnen über ihr alltägliches Leben. Besonders häufig wurde uns erzählt, dass das vor Kurzem stattgefundene Sommercamp (durchgeführt von „Help Lesotho“) ein voller Erfolg war. Besonders gefreut hat es mich (Romina), dass ich mich sogar mit den ehemaligen Patenkindern Limakatso Koetle vom Valentin-Heider-Gymnasium Lindau und Rampai Mpheu von der Realschule Lindenberg über ihr geschriebenes Abitur und ihre Zukunftspläne unterhalten konnte, da ich sehr enge Kontakte zu diesen Schulen pflege.
Rampai Mpheu, Romi Riedel, Limakatso Koetle
Nicht nur die „Fotosession“ bereitete den SchülerInnen Freude, sondern vor allem auch die Briefe und Geschenke der Paten, die sie kurz davor erhalten hatten.
Da es inzwischen leider schon recht spät war, mussten wir uns schweren Herzens auf den Weg in unsere Unterkunft machen.
Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich den täglichen Morgenappell miterleben, der jedoch aufgrund des starken Regens nicht stattfinden konnte.
Deshalb begannen wir sofort das Meeting mit Ms Tau. Dabei wurde über die Ausgaben für die Kinder, deren Gesundheitszustand und was im Moment an Geld benötigt wird, gesprochen. Um uns für den Bau der Jungenunterkunft ein Angebot einzuholen, trafen wir uns am selben Morgen noch mit einem Bauunternehmer. Nachdem wir alles geklärt hatten, war die Zeit gekommen sich zu verabschieden. Zum Aufbruch überreichte uns Sister Alice gemeinsam mit den anderen Lehrerinnen ein kleines Geschenk.
Zusammen mit sehr vielen wertvollen Erfahrungen traten wir schließlich wehmütig den Heimweg nach Port Shepstone an.