Geschrieben von Rolf Bürgers
Drucken E-Mail

 

 

Am 22. April starteten unsere beiden Vorstandsmitglieder Irina André-Lang und Peter Lang und ich zu einem kurzen Besuch in Pitseng. Nach einer Übernachtung in Clarens/Freestate reisten wir über den Grenzübergang Ficksburg Bridge nach Lesotho ein. Das Gastgeschenk für unseren Besuch beim Chief von Pitseng, zwei Flaschen Whiskey und eine Flasche Sekt, stellte ein Hinderniss dar, wurde aber trotz des Einfuhrverbotes nach einer strengen Warnung zugelassen. Das Wetter zeigte sich der Jahreszeit entsprechend kühl und nass.

 

Rolf Bürgers, Ms. Mojabeng Tau, Chief Khetisa Tau, Peter Lang


Zunächst besuchten wir Ms. MojabengTau, die Betreuerin unserer Patenkinder an der Schule, die ihrerseits für uns einen Kontakt mit dem lokalen Chief hergestellt hatte, mit dem sie verwandt ist. Gemeinsam fuhren wir nach Leribe, wo Chief Khetisa Tau sich zu einer Tagung aufhielt, und hatten die Gelegenheit zu einem ausführlichen Gespräch mit ihm. So stellten wir ihm unseren Verein und seine Ziele vor und besprachen durchgeführte und geplante Projekte. Chief Tau zeigte großes Interesse an unserer Arbeit und erwies sich als ein kompetenter Gesprächspartner. Da sich die Unterbringungssituation der Jungen an der Pitseng High School sehr schwierig darstellt (s.u.), gab es im Vorfeld unseres Besuches die Überlegung, ggf. eine angemessene Unterkunft für die Jungen auf einem Grundstück in der Nähe der Schule zu errichten. Ms. Tau hatte diese Möglichkeit bereits zuvor mit dem Chief besprochen und er sagte uns seine weitgehende Unterstützung zu. Ms. Tau überraschte uns mit der Nachricht, dass sie sich schon nach einem in Frage kommenden Grundstück umgesehen habe. Nachdem wir das Gastgeschenk überreicht hatten, verabschiedeten wir uns und machten uns auf den Weg zum Lunchbreak.

 

Ms. Mojabeng Tau und Mrs. Maleboea Ntlele


Anschließend nahmen wir mit Ms. Tau das genannte Grundstück in Augenschein. Es liegt in unmittelbarer Nähe zum Schulgelände und ist ca. 1000 qm groß. Die Besitzerin, Mrs. Maleboea Ntlele, wohnt auf dem angrenzenden Grundstück und würde diesen Teil, auf dem sie zur Zeit Mais anbaut, verkaufen. Das Gelände ist nicht "erschlossen", es müssten also Fragen der Strom- und Wasserversorgung geklärt werden.

Am 24. April 2014 besuchten wir die Pitseng High School und trafen uns mit Sr. Alice, Mrs. Makabelo, Mrs. Mpho sowie Ms. Tau. Sr. Alice war zu diesem Termin aus Maseru angereist, wo sie sich im Mutterhaus des Konvents von den Folgen ihres Autounfalles erholt. Inzwischen ist sie gesundheitlich auf einem guten Weg, wird aber noch gut weitere zwei bis drei Monate zur Rehabilitation brauchen.

 

 

Das Gespräch war der Hauptgrund für diesen Besuch von Yes we care! e.V. in Pitseng. Es war bei den letzten Besuchen aufgefallen, dass eine neues Internatsgebäude für Mädchen auf dem Missionsgelände gebaut wird. Dieser riesige Neubau und die geplante drastische Zunahme an Internatsbewohnerinnen verändert die Situation bzgl. der ursprünglichen Pläne von Yes we care! e.V., das Internat mit Solar-Wassererhitzern und die Pitseng High School mit einer Photovoltaik-Anlage zu versorgen. Die Schulleitung plant, das Management für das Gymnasium völlig vom Management für das Internat zu trennen. Yes we care! e.V. freut sich über die großzügige Unterstützung, die die Pitseng High School durch einen Spender aus Kanada erhalten hat. Da manche Schlafräume zurzeit deutlich überbelegt sind und z.T. auch akute Bauschäden aufweisen, sollen Schülerinnen von dort in das neue Gebäude verlegt werden.

 

 

 

Angesichts des gewaltigen Volumens dieses Bauprojektes fragen wir uns, welche Auswirkungen eine deutliche Erhöhung der Schüler/innen-Zahl auf die bestehende Infrastruktur der Schule haben wird.

 

 

Nach dem Gespräch hatte ich die Gelegenheit, das Patenkind der Biker Union Löhne zu treffen. Utloang besucht die letzte Klasse und wohnt gemeinsam mit fünf Jungen in einem Gebäude neben dem Schweinestall. Offen gestanden hatte ich bei meinem letzten Besuch vor einem Jahr in diesem Gebäude einen Raum für landwirtschaftliche Gerätschaften, Futter, etc. vermutet. Mir fehlte die Phantasie dafür, dass dieses Haus mit seinen z.T. zerbrochenen Fensterscheiben eine Unterkunft für Schüler darstellt. De facto haben die Jungen dort weniger Platz pro Kopf als die Tiere vor ihrer Haustür. Schwer vorstellbar, wie man hier im nahenden Winter bei durchaus zweistelligen Minusgraden schläft, sich wäscht, usw. Vor allem hier besteht aus meiner Sicht dringender Handlungsbedarf, zumal sich die Situation für die Mädchen hoffentlich ohnehin verbessern wird.

 

 

Die Lehrerinnen befürworteten die Idee, eine neue Unterkunft für die Jungen zu schaffen, und schlugen dafür einen Standort auf dem Schulgelände vor, der auf dem Weg zu den derzeitigen Unterkünften liegt. Diese grundsätzlichen Überlegungen zum Engagement von Yes we care! e.V. müssen auf der nächsten Mitgliederversammlung unseres Vereins im Juli 2014 weiter beraten und beschlossen werden.

 

 

Die Schweinezucht ist weiterhin erfolgreich, die Milchkühe und die Hühner bereichern nach wie vor den Speiseplan für die Schülerinnen und Schüler, auch der Garten zeigte sich trotz vorangegangener Hitze in einem ertragreichen Zustand.

 

 

Beim weiteren Gang über das Schulgelände besichtigten wir die Instandsetzungsarbeiten an den Toiletten mit angeschlossener Biogasanlage, wo vermutlich aufgrund unsachgemäß ausgeführter Arbeiten eine Rückwand zusammengefallen war, die jetzt erneuert wird. Die Ausführung dieser Arbeiten geschieht im Zusammenhang mit dem großen Bauprojekt des neuen Internatsgebäudes.

 

 

Am Mittag machten wir uns bei deutlich schönerem Wetter auf den Weg zurück nach Südafrika.